A short letter to our partners & our audience! May 15, 2020

„Dorf aktuell: Mit schweren Niederschlägen ist zu rechnen!“ 
(Prophetisches Zitat zur Lage der (Kultur-)Nation aus dem Stück ANANAS BANANAS, 1998) 
Ich denke, wir sollten wirklich einmal über KULTUR reden und darüber, wie in diesem Land damit umgegangen wird. Denn das, was die Politik im Moment dazu sagt, ist für alle Kunstschaffenden ein untragbarer Zustand, ein Affront und lässt die Kulturnation Österreich bald vor einem kulturellen Trümmerhaufen stehen.

Dabei ist der gesamte Kulturbereich ein nicht zu unterschätzender, wirtschaftlicher Faktor und bewegt eine beachtliche Menge Geld im Land. Darüber hinaus bereichert Kultur eine Gesellschaft; sie bildet, öffnet Verschlossenes, erfreut und unterhält uns, regt uns an, macht euphorisch und kritisch, weckt Gefühle, animiert zum Nachdenken, bringt uns zu uns selbst, macht eine Gemeinschaft aus uns. Kunst ist wichtig! Auch für jene, die meinen, sie könnten damit sowieso nichts anfangen. Dabei werden wir selbst im Alltag ständig mit Kultur und Kunst konfrontiert. Unser Leben ist so eng damit verwoben, dass wir uns unmöglich entziehen können – vielmehr macht Kultur unser tägliches Handeln und Wirken aus.

Um uns das zu erhalten, müssen wir etwas tun! Und genau das wollen wir: ETWAS TUN! Gerade auch für den Umgang mit Kindern, die diese Zeit als sehr einschränkend, maßregelnd erleben. 
Wenn wir nicht wollen, dass sie von unreflektierten Politszenarien geprägt werden, dann müssen wir ihnen die Auseinandersetzung mit Kultur und Kunst, mit Theater, Musik, Schauspiel, Malerei ermöglichen, um ihre kreativen, und emotionalen aber auch kritischen Ausdrucksformen beizubehalten und zu stärken.

Also was jetzt? – Theater ja oder nein? Oder doch eher vielleicht?

Uns ist schon klar, dass man bei einem Virus nie genaue Voraussagen machen kann – und ja, wir sehen viele der getroffenen Maßnahmen ein – aber man hat Künstlerinnen und Veranstalter, Technikerinnen und Eventmanager, Kulturvereine und Schulen und auch uns seit Wochen im Unklaren gelassen. Keine Planung, keine Informationen, gar nichts! Nun gibt es endlich erste Vorgaben zur Durchführung von Veranstaltungen unter eingeschränkten Bedingungen. Aber die Unsicherheit ist riesig. Auch beim Publikum. Nicht in Wien. Nicht in Zwettl oder Kufstein oder in Kleinarl. Nein, ÜBERALL im ganzen Land! 

Konkret: Die Regierung hat uns verboten, bis Ende Juni Theater zu spielen. Eigentlich bis Ende August. Daraufhin wurden alle Vorstellungen abgesagt. – Doch nun dürften wir plötzlich ab 29.05. wieder spielen. Nachdem alles abgesagt wurde?
Resultat ist: Viele bereits definitiv abgesagte Vorstellungen und null Einkommen. Die Situation für unser Theater ist fatal. Und wird es wahrscheinlich bis in den Herbst hinein bleiben! Hilfe ist bis jetzt kaum in Sicht. – “Mit Niederschlägen muss gerechnet werden!“

Und noch einmal: Motoren anwerfen und durchstarten! Achtung, fertig….

Wir probieren einen neuen Anlauf. Zuerst haben wir viel Arbeit in das Frühjahrsprogramm 2020 gesteckt. Dann haben wir viel Arbeit in die Verschiebung von über 100 Vorstellungen in den Herbst und das nächste Jahr gesteckt. Und nun starten wir ab Mitte Mai einen weiteren Versuch. Wir arbeiten an einer neuen Programmplanung, an neuen Videos und an einem neuen Stück! Wir werden alles tun, um mit Euch in Kontakt zu treten, um an Kunst und Kultur für Kinder zu retten, was noch zu retten ist. 
Wir werden unkonventionelle und neue Wege gehen. Helft uns dabei! Bitte! Wir werden Abstände einhalten, im Freien auftreten, Zusatzvorstellungen für große Gruppen anbieten, und wenn es sein muss, mit Maske oder ganz stumm spielen – aber wir werden spielen! Wir haben jetzt 30 Jahre lang für Euch gespielt und wollen das auch weiterhin.

Mein Team & ich freuen uns riesig darauf! Denn ohne Euch macht Theaterspielen nicht mal halb soviel Spaß! 


Picco Kellner

Theatro Piccolo

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